>> D’Fotoe sinn hei ënnendrënner, direkt nom Text.
Bei bestem Wanderwetter trafen sich am 11. Juli 2021 rund 45 Leute in Bridel, um auf Einladung der Vereinigung „Koplescht – fréier an hott“ einen Rundgang durch die Kopstaler Gemeinde zu unternehmen.
Der Rundgang begann beim Brideler Friedhof, dessen Parkplatz von Bäumen unterschiedlicher Arten umrahmt ist. Einen Ehrenplatz nimmt die Linde ein, die 1989 im Rahmen der Festlichkeiten zur 150-jährigen Unabhängigkeit des Großherzogtums gepflanzt wurde. Linden brauchen zur Entfaltung viel Freiraum und sind deshalb seltener im Wald anzutreffen. Das Wegkreuz vor der Kindertagesstätte, das „Briddelskräiz“, stand bis in die 1950er Jahre an der Weggabelung zwischen der Schönfelser und der Luxemburger Straße. Wann und von wem das Kreuz dort errichtet worden war, ist unbekannt.
Unter sachkundiger Führung von Jean Weiss erkundete die Gruppe den Wald zwischen dem Brideler Friedhof und dem früheren Altersheim in Kopstal, aktuell einer Einrichtung der Caritas. Dabei konnten unter anderem die Fressspuren eines Spechts und die Folgen der raschen Aufforstung nach den verheerenden Stürmen im Winter 1990 beobachtet werden. Jean Weiss wies darauf hin, dass ein Wald, ließe man ihn nur gewähren, eine perfekte Recyclingmaschinerie wäre. Die Schneisen, die zur maschinellen Forstbewirtschaftung durch den Wald gezogen werden, waren ein anderes Diskussionsthema. Näher an der Mamer waren die Erosionsschäden zu erkennen, die ein von Bridel herabführender Rinnsal hinterlässt, wenn er nach einem Unwetter zu einem alles mitreißenden Sturzbach anschwillt.
In Kopstal wies Jos Junck auf Wege hin, die jahrhundertelang die Festung Luxemburg nach Nordwesten hin mit dem Umland verbanden. So führte der Kehlener Weg vom Rollingergrund durch den Wald ins Mamertal, bis ein launischer, aber einflussreicher Anrainer den Durchgang im Mamertal unterband. Im historischen Zentrum Kopstals, in der „Kräizgaass“, erläuterte Jos Junck die Lage von Kopstals erstem Gotteshaus, einem Kirchlein samt Friedhof. Heute befinden sich Wohnhäuser dort, teilweise auf den Fundamenten der früheren Nikolaus-Kirche. Wieso sich an diesem steilen Hang, der im Winter während gerade einmal einer guten Stunde im Sonnenlicht liegt, überhaupt Menschen niederließen, erklärt sich wohl damit, dass die ersten Kopstaler im Auftrag der Festungsherren für den Unterhalt eines wichtigen Verbindungswegs zwischen der Stadt und dem Kloster Marienthal beziehungsweise der Eisenerzgebiet um Ansemburg zuständig waren. Zudem wurden (kurz nach Errichtung der 2. Ringmauer) Tuffsteine aus dem Mamertal zum Bau von Gewölben und Kaminen in die Stadt herangeschafft.
In der „Kräizgaass“ steht noch die Glocke aus Kopstals erster Kirche, die nach Umwegen den Weg zurück in die Gemeinde gefunden hat. Interessant ist der in der ehemaligen Friedhofmauer eingelassene Asylkopf: hier konnten Gesetzesbrecher für einige Wochen unterkommen und waren vor Verfolgung geschützt. In der Praxis gelang das jedoch nur, falls die Bevölkerung auf ihrer Seite stand und sie versorgte.
Der Weg zurück nach Bridel führte am „Méchelskräiz“ und einer über zweihundertjährigen Linde vorbei, die der entlangführenden Straße ihren Namen gab. Die Inschrift am Kreuz zeigt auf das Ehepaar Wilhelm und Marie Bellion-Michels hin, die 1796 heirateten und 7fache Eltern wurden. Zu welchem Anlass das Kreuz 1814 errichtet wurde, ist allerdings nicht überliefert. Unabhängig von der persönlichen Konfession war man sich einig, dass Wegkreuze zum kulturellen Erbe einer Dorfgemeinschaft gehörten, und dass die Gemeinde demzufolge für ihren Unterhalt aufkommen müsste.
Am Ende des Rundgangs waren alle Teilnehmenden sichtlich froh, nach langer Abstinenz wieder an einer Vereinsaktivität teilgenommen zu haben.